Dienstag, 15. Januar 2013

Das Ende. Einer Non-Marketing Ära. Oder Ulle.

Prenzlauer Berg. Friedrichshain. Kreuzberg. In allen hippen Stadtteilen stehen sie. Zerstören das szenig-gewollte Einkaufsfeeling der Möchtegerns. Gut bestückte Konsumtempel mit Produkten, die Kundenaugen zum Leuchten bringen. Regalanordnungen, die mit traumwandlerischer Sicherheit auch den orientierungslosesten Käufer zum Ziel bringen. Dieser Prototyp hat ganz Deutschland eingenommen.

Ganz Deutschland? Ein kleiner Supermarkt im Herzen Charlottenburgs widersetzte sich bis heute dieser Modeerscheinung. Und ist somit das, was Friedrichshain so gerne wäre: Zeitlos. Alternativ.



Beim Betreten wird klar. Hier ist die Zeit stehengeblieben. Wurstreklame. Undurchschaubare Produktkanordungen. Verwirrende Regalreihen. Da hilft nur: beim Pfandmenschen zu klingeln. Und nach dem Weg zu fragen. Zur Fleischtheke. Wo sonst erhält man 500g Gehacktes noch fachgerecht zerlegt, per Handschlag, überreicht? Im Preis enthalten: Zubereitungstipps und Grüße an die Familie.

Apropos Gehacktes: Auch die Kassieren fügen sich harmonisch ins Gesamtbild ein. Kassiererinnen, deren Schönheit von Innen kommt - mit einem Herz für Wald-Disney-Aufkleber-Sammler. Nur für einen haben sie kein Herz: Den bayerischen Fucker. Seiner Meinung nach muss Scientology hier ihre Finger im Spiel haben. Wie sonst lässt sich dieser Supermarkt-Traum erklären?
In die Flucht geschlagen wird er durch gekonntes Ignorieren. Und. Gekonntes Ignorieren. Ihm bleibt nur, die zwei Supermarkt-Vollsten, zwei dreißigjährige Sekretärinnen, zu beböbeln. Und das Nachmittags um drei.

Doch nun heißt es, auf dieses Oscar-reife Schauspiel zu verzichten. Und auch auf alle Haupt- und Nebendarsteller, die unsere Einkäufe immer zu einem Erlebnis gemacht haben. Neue Folgen erst in 20 Monaten. Au revoir, Vintage. Hello, Mainstream.